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Meditation- wo soll ich die denn noch unterbringen?

Seitdem Jon Kabat-Zinn mit seiner erfolgreichen Methode zur Stressbewältigung auch wissenschaftlich belegt nachgewiesen hat, dass Meditation wirkt, interessieren sich mehr und mehr Menschen für die bewusste Vermeidung von Unbewusstheit. Wie kann man Meditation in seinen Alltag integrieren?

Beim Gehen, Stehen und Essen
Meditieren heißt, seine volle Aufmerksamkeit auf das richten, was man gerade tut. So als würde man sich selbst, bei dem was man in diesem Augenblick tut, zusehen. Und das geht bei fast allem - beim Treppensteigen, Auto fahren und in einer Unterhaltung.


Beim Atmen

Das Atmen können wir einfach unserem autonomen Nervensystem überlassen oder bewusst steuern. Wenn sich die Gelegenheit bietet, können wir den Atemstrom einfach wahrnehmen und uns beim Einatmen aufrichten, beim ausatmen entspannen. Oder die Hand auf den Bauch legen und spüren, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt. Oder tief einatmen, den Atem einen Moment halten, diesen Moment bewusst wahrnehmen, ausatmen und auch dann einen Moment verharren, wieder einatmen und so weiter. Wenn man nicht gerade an einer Straßenkreuzung bei starkem Verkehr und dichten Abgasen steht, geht das fast immer und überall - und senkt den Stresslevel deutlich.


Beim Warten

Meditieren heißt, aus dem Denken in den Modus des Anschauens wechseln. Das ist nicht von mir, sondern von Ulrich Ott und seinem Buch "Meditation für Skeptiker". Üben lässt sich das Anschauen hervorragend gut in allen Situationen, in denen man warten muss. Wie? - in dem man sich einen beliebigen Gegenstand in seinem Blickfeld aussucht und sich ganz darauf konzentriert. Und während man den Gegenstand beobachtet, sich selbst in den Blick nimmt: Was taucht bei mir auf an Gedanken, Assoziationen, Gefühlen?


An einem festen Platz im Tagesablauf

So wie wir dem Frühstück, der Körperpflege, dem Mittagessen einen festen Platz in unserem Tagesablauf einräumen, lässt sich das auch mit 10 Minuten Meditation machen. Am besten morgens nach dem Aufstehen, das macht wach und gibt einen klaren Kopf und ein aufgeräumtes Inneres. Wie bei anderen Ritualen gilt auch hier: die Regelmäßigkeit macht die Wirkung.


Was kann dann passieren?

Aus den gängigen Studien weiß man, das regelmäßige Meditation eine Fülle hilfreicher Wirkungen zeigt. Schon eine einfache Atemübung senkt das vegetative Erregungsniveau, die regelmäßige Praxis erhöht den Grad an Ruhe und Gelassenheit. Wer mehr Zeit mit aufmerksamer Beobachtung als mit wertender Beurteilung verbringt, entscheidet selbst, wohin er seine Aufmerksamkeit lenkt und lässt sich weniger von gängigen Klischees, Erwartungen anderer oder einem inneren Gedankenkarussell treiben. 

von Gerhard Leinweber 13. Februar 2025
Manchmal tauchen im Coaching Fragen auf, die sich eher auf Fähigkeiten oder Verhalten beziehen. Doch oft geht es um mehr – um das große Ganze, die Frage nach dem Sinn. Tatjana Schnell und Kilian Trotier betonen in ihrem Buch "Sinn finden", wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Sinnfrage für uns ist. Ihre Studien zeigen, dass Menschen, die darauf vertrauen, ihr Leben zu verstehen, zu bewältigen und darin Sinn zu finden, eine besonders hohe Resilienz aufweisen. Es geht darum, einen Sinn im eigenen Leben zu finden, nicht den Sinn des Lebens an sich, der vermutlich nur in Vorstellungen existiert, die von außen an uns herangetragen werden. Sinn zu erleben macht wahrscheinlich nicht dauerhaft glücklich, denn Glück scheint eher eine Emotion des Augenblicks zu sein. Sinn schützt auch nicht vor Angst und Leid. Doch wer Sinn in seinem Leben sieht, kann ressourcenvoller mit Leid umgehen. Viktor Frankls Appell "Sag ja zum Leben" und seine Lebensgeschichte als Holocaust-Überlebender sind eindrucksvolle Beispiele dafür. Diesen Weg kann man alleine gehen oder, wie viele andere, die Ruhe und den Frieden einer Pilgerreise als Gelegenheit zur Reflexion nutzen. Entscheidend ist, ob es gelingt, einen Raum zu finden, in dem man frei von Zwängen auf sich selbst und seine – vor allem emotionalen – Ressourcen schauen und einfühlsam mit dem umgehen kann, was man dabei entdeckt. Ein Nachdenk-Raum, in dem wir uns ausprobieren und sicher fühlen dürfen. Einen solchen Raum professionell und mit einem angemessenen Tempo des Vorankommens bereitzustellen, ist die Aufgabe eines wirksamen Coachings.
von Gerhard Leinweber 30. Dezember 2024
Klaus Eidenschink, ein deutscher Psychologe, Autor und Trainer im Bereich der systemischen Beratung und Persönlichkeitsentwicklung, verbindet den Begriff Selbstverantwortung stark mit der Fähigkeit des Individuums, Verantwortung für die eigenen Gedanken, Emotionen und Handlungen zu übernehmen. Selbstverantwortung ist bei ihm eng gekoppelt an Selbstreflexion, die Übernahme von Kontrolle über das eigene Leben und die aktive Gestaltung der Lebensumstände. Die Arbeit im Coaching ist damit ganz zentral mit der Entwicklung von Selbstverantwortung verbunden und daher ist es für den Coach von Bedeutung, seine Aufmerksamkeit darauf zu richten, um die inneren Muster zu erkennen, sich deren Funktion klar zu werden und aus dieser Erkenntnis Handlungsmuster zu erkennen, die freier machen können. Eidenschink nennt auch die Faktoren, die seiner Meinung nach zu deren Aufbau beitragen: Autonomie und Gestaltungskraft Selbstverantwortung bedeutet, das eigene Leben bewusst zu gestalten, anstatt sich als Opfer äußerer Umstände zu betrachten. Es geht darum, nicht in Passivität oder Fremdbestimmung zu verharren, sondern aktiv Entscheidungen zu treffen, die in der eigenen Macht stehen. Selbstwahrnehmung und Reflexion Eine wesentliche Voraussetzung für Selbstverantwortung ist die Fähigkeit, sich selbst wahrzunehmen, persönliche Muster und Denkmuster zu hinterfragen und anzuerkennen, wie man durch eigenes Verhalten die eigene Realität beeinflusst. Inneres Gleichgewicht Für Eidenschink geht Selbstverantwortung nicht nur mit der Gestaltung der äußeren Umstände einher, sondern auch mit der Entwicklung eines inneren Gleichgewichts, das es ermöglicht, konstruktiv mit Herausforderungen umzugehen. Abgrenzung von Fremdverantwortung Selbstverantwortung erfordert Klarheit darüber, was im eigenen Einflussbereich liegt und was nicht. Es gilt, die Grenzen zwischen dem eigenen Verantwortungsbereich und der Verantwortung anderer zu respektieren. Ethik und Haltung Selbstverantwortung umfasst bei Eidenschink eine ethische Dimension: Wer Verantwortung für sich selbst übernimmt, entwickelt eine Haltung des Respekts gegenüber sich selbst und anderen und agiert aus einer Haltung der Mündigkeit und Eigenständigkeit heraus. Eidenschink betont, dass Selbstverantwortung keineswegs bedeutet, allein für alles verantwortlich zu sein oder isoliert zu handeln. Vielmehr ist sie ein wesentlicher Bestandteil einer authentischen, reifen Persönlichkeit, die in Beziehung zu anderen bewusst agiert und gleichzeitig persönliche Werte und Ziele verfolgt. An diesen beispielhaften Fragen kann man bei sich selbst erkennen, ob man sich eher als Gestalter:in oder eher als Getriebene:r sieht: Ich habe das gekonnt statt das ist gut geworden Ich will das statt das muss jetzt gemacht werden Ich verunsichere mich statt ich bin unsicher Ich mache mir Vorwürfe statt Ich habe Schuldgefühle Ich bin streng mit mir statt ich bin ein Versager Ich spreche mir Fähigkeiten ab statt ich kann das nicht (siehe auch Klaus Eidenschink und seine Metatheorie der Psychodynamik)
Spielkarten
von Gerhard Leinweber 26. Dezember 2024
Coaching erfreut sich wachsender Beliebtheit, sei es im beruflichen Kontext, zur persönlichen Weiterentwicklung oder zur Überwindung von Herausforderungen. Aber funktioniert Coaching wirklich? Was sagt die Wissenschaft dazu, und welche Ergebnisse können Coachees erwarten? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf aktuelle Studien und beleuchten, warum Coaching ein wirksames Instrument sein kann. Was sagt die Forschung über die Wirksamkeit von Coachin g ? Ganz zu Beginn: es gibt Forschungsprojekte, aber sie lassen noch keine eindeutigen Schlüsse zu. Mit dieser Frage tiefer auseinandergesetzt haben sich Hansjörg Künzli (u.a. auch in "Coaching und Beratung in der Praxis" von Alica Ryba und Gerhard Roth (Hrsg.) S.102ff ) und Dr. Peter Behrendt vom Freiburg-Institut. In einer Studie von Burt und Talati aus 2017 (The unsolved value of executive coaching: a meta analysis of outcome ...) werden größere Effekte in Aspekten wie Widerstandsfähigkeit bei Belastungen, Umgang mit Angst und Stress, innere Stabilität und Gestaltungsfreude und Selbstregulation und Selbstbewusstheit gesehen. Eine Meta-Analyse von Theeboom et al. (2014) zeigt, dass Coaching signifikant zur Verbesserung von Leistung, Wohlbefinden, Zielerreichung und Selbstregulation beitragen kann. Studien wie die von Grover & Furnham (2016) zeigen, dass Coaching nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf organisatorischer Ebene messbare Effekte hat. Die Forschung zeigt zudem, dass die erfolgreiche Wirkung eintritt, weil Coaching sehr stark auf die individuellen Gegebenheiten der Klienten eingeht und keine Standardprogramme ablaufen, so wie es bei anderen Arbeitsweisen üblich sein kann. Welche Faktoren beeinflussen die Wirksamkeit von Coaching? Maßgebendes zur Frage der Wirkfaktoren kommt von dem deutschen Psychologen und Psychotherapeuten Klaus Grawe. In seinem Wirkfaktorenmodell schreibt er diesen Faktoren eine essentielle Bedeutung für ein wirksames und erfolgreiches Coaching zu: motivationale Klärung, Bewältigung, Ressourcenaktivierung, Problemaktualisierung und vor allem die Beziehung zwischen Coach und Coachee: Eine tragfähige, wertschätzende Arbeitsbeziehung auf Augenhöhe zwischen Coach und Coachee liefert das Fundament und die Voraussetzung für das Coaching. Gelingt es, wird ein sicherer Rahmen geschaffen.  Die hinreichende Klärung von Anliegen und Ziel des Coachings und eine darauf gründende Coachingvereinbarung. Ein ausreichendes Verständnis des Problemdrucks und eine transparente Entscheidung für die Interventionsrichtung. Die Aktivierung der Ressourcen des Coachee, vor allem seiner emotionalen. Die Reaktivierung der Coacheefähigkeiten zur selbstwirksamen Regulierung der bisher dysfunktionalen Erlebensanteile - unter Nutzung seiner Ressourcen. Eine gemeinsame Transferplanung für die Zeit zwischen den Coachings. Und eine permanente Evaluation von Arbeitsrahmen, Arbeitsbeziehung und Entwicklungsfortschritt. Quellen: Theeboom, T., Beersma, B., & van Vianen, A. E. M. (2014). Does coaching work? A meta-analysis on the effects of coaching. Journal of Positive Psychology. Grover, S., & Furnham, A. (2016). Coaching as a developmental intervention in organizations: A systematic review of its effectiveness and the mechanisms underlying it. PLOS ONE.
Meine Bühne
von websitebuilder 23. Dezember 2024
Ja und Nein Viele meiner Klient:innen kommen mit einem Anliegen, in dem es um ein "Besser, Schneller, Weiter" geht. Ich halte das für legitime Anliegen, wenn selbstgewählte Ansprüche dahinter stehen. Das Bedürfnis nach Selbstentfaltung ist eine der mächtigsten Beweggründe, die wir haben. Mit Skepsis begegne ich Anliegen, die nicht die eigenen sondern die Erwartungen anderer bedienen sollen. Dann ist nicht in erster Linie die eigene Entfaltung der Motivator, sondern Anpassung und Unterordnung. Selbstwirksamkeit ist nicht dasselbe wie Selbstoptimierung Menschen, die sich als selbstwirksam erleben, wissen um ihre Möglichkeiten und ihre Grenzen und sehen meist auch einen Sinn in dem was sie tun. Sie orientieren sich an dem, was sie für wichtig erachten. Werte werden in modernen Gesellschaften nicht mehr verordnet und vorgeschrieben, sondern müssen gefunden werden: was will ich? wofür wird das gut sein? In einem Coaching wird genau dazu Klarheit geschaffen. Selbstoptimierung folgt meist vorgegebenen Kriterien aus dem Vergleich mit anderen. Der Leistungswettbewerb ist aus unserem Berufsalltag nicht wegzudenken. Manchmal sind Menschen in diesem Spiel dabei und versuchen mitzuhalten oder an die Spitze kommen - manchmal entscheiden sie sich für einen Ausstieg aus der Fremdbestimmung und suchen nach einer Möglichkeit, die eigenen Vorstellungen in die Welt zu bringen. Ein häufig genanntes Anliegen im Coaching ist der Wunsch nach mehr Selbstsicherheit. Als Coach prüfe ich, ob sich in diesem Wunsch ein inneres Bedürfnis äußert. Wenn das der Fall ist, kann die Arbeit beginnen. Zeigt sich aber, dass der Wunsch nach mehr Selbstsicherheit dafür gedacht sein soll, ein inneres Erleben von Schwäche und Erfahrungen von Abwertung zu übermalen, bringe ich den Gedanken ins Spiel, sich mit diesen Erfahrungen wohlwollend auseinanderzusetzen, um die damit gebundenen Energien für aufbauende Haltungen frei zu machen. Klaus Eidenschink nennt das, "um zu dem Bedürfnis sich selbst zu vertrauen wieder Zugang finden zu können". Kann ich alles schaffen? An die eigene Gestaltungskraft zu glauben, kann sehr motivierend sein. Früher oder später aber wird es vermutlich ernüchternde oder enttäuschende Erlebnisse geben. Wie Carel van Schaik und Kai Michel in Ihrem kürzlich erschienen Buch Mensch Sein überzeugend aufzeigen, haben wir in 300.000 Jahren Entwicklungsgeschichte des Homo Sapiens Erstaunliches möglich gemacht. Allerdings leben wir nun in einer Welt, für die wir nicht gemacht sind und in der wir lernen können, mit den Grenzen unserer evolutionär erworbenen Ausstattung umzugehen. Das setzt Bewusstheit für unser eigenes inneres Erleben und Empathie für die Wirkungen unserer Handlungen auf andere voraus. Und beides kann Gegenstand eines guten Coachings sein.
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